M

CEO-Interview

Maria, du bist seit Anfang August CEO der TAKKT. Wie ist dein Blick auf das Unternehmen – welche Stärken und welche Herausforderungen siehst du?

Ich bin begeistert, welches Potenzial in unserem Unternehmen steckt. Wir sind ein B2B-Händler mit stark steigendem E-Commerce-Anteil. Wir verfügen über langjährige Kundenbeziehungen und erreichen hohe Werte bei der Kundenzufriedenheit. Und wir sind gut diversifiziert – sowohl regional in Europa und Nordamerika – als auch auf Kundenseite, wo wir von Hotels, Restaurants und Caterern über Produktionsbetriebe bis hin zu öffentlichen Dienstleistern eine sehr breite Palette von Unternehmen bedienen. Das ist einzigartig und bietet enormes Wachstumspotenzial. Wir adressieren einen Markt mit einem Volumen von rund 100 Milliarden Euro, der kaum konsolidiert ist. Das ist eine riesige Chance für TAKKT.

Die zweite Riesen-Chance, aber auch die größte Herausforderung für uns ist Change – also der schnelle Wandel am Markt und bei uns intern im Unternehmen. Wir sehen, dass die Arbeitswelten unserer Kunden sich drastisch ändern – vom klassischen Büro zum Hybrid Office, vom traditionellen Restaurant zu Take-Away & Self-Service Trends, von Verpackung zum Schutz von Produkten hin zu nachhaltigen und umweltschonenden Verpackungslösungen als Werbeträger. Das fordert von uns innovative neue Produkte und Services – und neue Partnerschaften mit Lieferanten rund um den Globus.

Maria Zesch, CEO

Das klingt nach vielfältigen Möglichkeiten für den zukünftigen Weg der TAKKT. Gibt es eine TAKKT-Vision?

Wir bringen WOW zum Kunden. WOW steht für Worlds of Work, also Arbeitswelten. Wir unterstützen Kunden dabei, ihre Arbeitswelten für Mitarbeitende und Kunden neu zu gestalten. Das ist unsere Passion. Aufgrund der rasanten Transformation der Arbeitswelten durch Entwicklungen wie Arbeitskräftemangel, Digitalisierung und New Work, die durch die Auswirkungen der Pandemie nochmals beschleunigt wurden, sehen wir hier einen großen Bedarf.

Was sind die drei wichtigsten Faktoren für die erfolgreiche Zukunft von TAKKT?

Das sind Wachstum, Kundenorientierung und eine stärkere Unternehmensintegration.

Das hört sich sehr klar an. Mit welcher Strategie willst Du das erreichen und das Unternehmen in die Zukunft führen?

Unser Fokus ist auf B2B-Kunden in Europa und Nordamerika in drei spezifischen Kundensegmenten – Produktion/Logistik, HoReCa (Hotels, Restaurants, Catering) und Dienstleistungsunternehmen – gerichtet. Auf diesen drei Märkten streben wir Wachstum an. Dafür haben wir uns neu in drei Divisions aufgestellt. Um unsere hohe Kundenzufriedenheit weiter zu erhöhen, setzen wir einen Fokus auf den Ausbau von E-Commerce und verbessern mit OneTAKKT wichtige Prozesse im Unternehmensverbund. OneTAKKT ist unser Programm zur Beschleunigung der Transformation zum integrierten Unternehmen. Ziel ist es, unterstützende Funktionen wie Logistik, Technology, Data, Finance und HR auf Gruppenebene zu bündeln. Das ermöglicht eine stärkere Skalierung, die Nutzung zusätzlicher Synergien und erleichtert den Aufbau echter Kompetenz-Cluster, etwa für Data & Analytics oder Logistikprozesse. Gleichzeitig erlaubt die veränderte Aufstellung unseren neu geschaffenen Divisions, sich voll auf die Interaktion mit ihren Kunden zu konzentrieren.

 

Dir ist Kundenkontakt auch persönlich sehr wichtig und du nimmst dir immer wieder Zeit für Kundengespräche. Was gibst Du Kunden mit – auf was können sie sich zukünftig bei TAKKT freuen?

Direktes Kundenfeedback ist wichtig, um besser zu werden. Über Gespräche lernen wir die Herausforderungen unserer Kunden besser kennen. Wir arbeiten stetig daran, unser Sortiment entlang der neuen Arbeitswelten zu erweitern und innovative Lösungen rund um wichtige Trends wie z.B. kollaboratives Arbeiten ins Portfolio zu nehmen. Einen großen Stellenwert hat auch das Thema Nachhaltigkeit, wir zertifizieren unsere Produkte nach „enkelfähig“-Kriterien, sind immer auf der Suche nach neuen, nachhaltigeren Materialien und arbeiten zudem an noch nachhaltigeren Lieferketten, sei es durch die Reduktion von Emissionen oder die weitere Zertifizierung von Lieferanten. Unsere neue Aufstellung in Divisions bietet Kunden künftig auch den Vorteil, mehr Produkte aus einer Hand zu erhalten. Damit können unsere Kunden alles über eine Bestellung abwickeln. Beispielsweise kann der Einkäufer eines Lagerbetriebs vom Palettenhubwagen über den Nasssauger bis hin zum gepolsterten Versandkarton alles aus einer Hand bestellen.

Das sind ambitionierte Pläne. Wie erfolgt die Umsetzung und welche Ergebnisse erwartest du?

Wir sind mit Vollgas in das neue Jahr gestartet. Zum 01. Januar 2022 ist das neu etablierte Executive Team gestartet und arbeitet nun an der konsequenten Umsetzung unserer Strategie. An einigen Stellen sehe ich bereits erste Erfolge, etwa bei einem Projekt zur gemeinsamen Nutzung von Lagerkapazitäten in den USA oder beim Einkauf von Container-Kapazitäten für den Warentransport nach Großbritannien. Ich erwarte in den kommenden Monaten kontinuierliche Verbesserungen durch die neue Aufstellung, die unser Wachstumstempo weiter beschleunigen werden. Die vollständige Umsetzung unserer Strategie wird voraussichtlich drei Jahre dauern. Wir gehen davon aus, dass wir unsere organische Wachstumsrate durch die Transformation auf zehn Prozent im langfristigen Durchschnitt anheben können. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den Jahren vor der Pandemie.



"Wir gehen davon aus, dass wir unsere organische Wachstumsrate durch die Transformation auf zehn Prozent im langfristigen Durchschnitt anheben können."

Wie wird sich die Transformation im Ergebnis widerspiegeln?

Wir haben einen klaren Fokus auf Wachstum, verlieren dabei aber unser Ergebnis und die Cashflow-Stärke nicht aus den Augen. Das heißt, unser zusätzliches Wachstum wird mit einer Verbesserung der Profitabilität und einem nachhaltigen EBITDA- und Cashflow-Anstieg verbunden sein. An den verlässlichen Dividendenzahlungen wollen wir festhalten. Für das vergangene Geschäftsjahr schlagen wir eine Auszahlung von 1,10 Euro je Aktie vor. Neben den finanziellen Zielen, ist natürlich die Kundenzufriedenheit ein wichtiger Anker. Wie bereits gesagt, ist mir die stetige Verbesserung der Kundenzufriedenheit persönlich ein großes Anliegen. Und der Hebel für zufriedene Kunden sind zufriedene Mitarbeiter. Die entsprechenden Kennzahlen, die wir regelmäßig erheben, sind für uns damit ein wichtiger Gradmesser für den Erfolg unserer Transformation.





"Wir [...] konnten unseren Umsatz organisch um über elf Prozent steigern und haben damit das stärkste organische Wachstum seit Bestehen des Unternehmens erzielt."

Bevor wir weiter in die Zukunft und auf die Erwartungen dieses Jahr schauen, lohnt sich auch ein Blick zurück auf das Jahr 2021. Wie schon im Vorjahr war der Geschäftsverlauf erneut von der Pandemie beeinflusst. Wie genau hat sich das ausgewirkt?

Das vergangene Geschäftsjahr hielt in mehrfacher Hinsicht Überraschungen bereit. Auf der einen Seite ging die wirtschaftliche Erholung in unseren Zielmärkten schneller voran als zu Jahresbeginn gedacht, auf der anderen Seite gab es durch die anhaltenden Lieferengpässe und die Inflation unerwartete neue Herausforderungen. Wir haben gut auf diese Rahmenbedingungen reagiert und konnten unseren Umsatz organisch um über elf Prozent steigern und haben damit das stärkste organische Wachstum seit Bestehen des Unternehmens erzielt. Es war für uns also ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Das wird besonders mit Blick auf den Auftragseingang deutlich, der bereits leicht über dem Niveau von 2019 lag und ein noch stärkeres Umsatzwachstum ermöglicht hätte. Die bereits angesprochenen Schwierigkeiten bei der Warenverfügbarkeit und beim Transport haben Lieferungen zu Kunden verzögert, so dass wir unseren Auftragsbestand deutlich erhöht haben. Ohne die Lieferschwierigkeiten wären wir nochmals merklich stärker gewachsen. Unser EBITDA haben wir deutlich auf 113 Millionen Euro gesteigert. Auch hier gilt: Ohne die Einschränkungen bei der Warenverfügbarkeit hätten wir ein signifikant höheres Ergebnis erzielen können.

Ab wann ist denn mit einer Entspannung der Lieferproblematik zu rechnen? Und wie sehen die Erwartungen für das laufende Jahr insgesamt aus, auch im Hinblick auf den Auftragsbestand und die gestiegene Inflation?

Auch aufgrund des Konflikts in der Ukraine und der möglichen Auswirkungen erwarten wir keine schnelle Entspannung der Liefersituation, hoffen aber auf eine schrittweise Verbesserung im Jahresverlauf. Und wir sehen keinen spürbaren Anstieg von Stornierungen bestehender Aufträge. Das bedeutet, die Wettbewerber sind von den Schwierigkeiten mindestens ebenso stark betroffen. Aufgrund unserer etablierten Lieferantenkontakte und der leistungsfähigen Lager- und Logistikinfrastruktur sind wir zuversichtlich, dass die Realisierung des bestehenden Auftragsbestands zum Wachstum im laufenden Jahr beitragen wird. Wir streben zudem an, das gestiegene Preisniveau in vollem Umfang an unsere Kunden weiterzugeben und dadurch unsere Rohertragsmarge stabil bei über 40 Prozent zu halten. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein organisches Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich. Zudem treiben wir die Transformation mit der stärker integrierten Aufstellung und dem Aufbau der Gruppenfunktionen voran, was das Ergebnis 2022 belasten wird. Insgesamt sollte das EBITDA ähnlich stark steigen wie der Umsatz, wir rechnen hier mit einem Betrag zwischen 110 und 130 Millionen Euro.


Zum Schluss eine persönliche Frage: Auf was freust du dich besonders in den kommenden Monaten, Maria?

Es gibt vieles, auf das ich mich sehr freue. Es gibt aber auch äußerst beunruhigende Entwicklungen. Ich schaue mit großer Sorge auf den Konflikt in der Ukraine. Die TAKKT und auch ich persönlich sind solidarisch mit den Menschen in der Ukraine. Wir unterstützen mit Spenden und Angeboten wie zusätzlichem bezahltem Urlaub für Hilfsleistungen die Ukraine. Außerdem haben wir uns entschlossen, unsere Geschäftsbeziehungen in und mit Russland einzustellen. Wir alle hoffen, dass bald wieder Frieden einkehrt. Das ist das Wichtigste. Wenn ich auf die kommenden Wochen und Monate im Unternehmen schaue, hoffe ich darauf, mit Elan an der Gestaltung der neuen Arbeitswelten für unsere Kunden arbeiten zu können. Und natürlich bin ich sehr gespannt auf die Hauptversammlung und den Dialog mit unseren Aktionärinnen und Aktionären, insbesondere zu unserer Wachstumsstrategie. Gerne würde ich zum Abschluss noch ein großes Dankeschön an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussprechen. Danke für den unermüdlichen Einsatz, das große Engagement für unsere Kunden und die großartigen Impulse zur Verbesserung. Ich bin sehr stolz, Teil dieses Teams zu sein. 



Unsere Divisions

Weiterlesen

Unsere Strategie

Weiterlesen

Unsere Core Behaviors

Weiterlesen

Unsere Arbeitswelten

Weiterlesen